Freitag, 21. Dezember 2012

Das Speibsackerl der Kalenderwoche 51


Der Amoklauf von Newtown hat auch mich erschüttert. Aber Adam Lanza ist ein ganz anderes Kaliber, und die posthume Verleihung eines "Speibsackerls" würde der Tragödie nicht gerecht. Darum gebührt die Auszeichnung Ueli Tobler.


Who the fuck is Ueli Tobler? Nun, der Herr war bis heute Donnerstag noch der Sprecher der Berner Kantonalpartei der SVP. Und er ist bei Leibe nicht der erste Exponent der Sünneli-Partei, der über sein loses Mundwerk und mehr als nur grenzwertige Aussagen stolpert. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die vielen "Sager" von Exponenten der FPÖ in unserem östlichen Nachbarland. Auch da geht es immer nur um Einzelfälle. Bloss: Wenn sich Einzelfälle häufen, dann müsste man von einem Problem ausgehen.

Gestatten? Der biedere Brandstifter Ueli Tobler.
Jedem Sack sein Wegwerf-Säckli, oder so ähnlich.

Was wurde Ueli Tobler zum Verhängnis? Nachdem im Berner Kantonsparlament SP und Grüne zusammen mit CVP und FDP das Verbot von Einweg-Einkaufstüten erwirkt hatten, tickte der Herr durch. Er empfahl auf der Facebook-Seite des Berner SVP-Exponenten Thomas Fuchs, dieser "linken Saubande" ein möglichst luftdichtes Säckchen über den Kopf zu ziehen und es mit einem langen Kabelbinder zu fixieren. Im Klartext: Der famose Ueli Tobler rief auf Facebook zur Tötung politisch Andersdenkender mittels Ersticken auf.

Dieser "lustig gemeinte" Beitrag wurde Ueli Tobler zum Verhängnis.

Als dies in verschiedenen Medien zum Thema wurde, zeigte sich Tobler zunächst uneinsichtig: Er werde zu Unrecht skandalisiert, seine Aussage sei doch nicht ernst gemeint gewesen, und überhaupt sei das eine Kampagne der linken Gutmenschen-Medien gegen einen aufrechten Schweizer. Seine Parteikollegen mochten das nicht so sehen und legten ihm nahe, sein Amt als Sprecher nieder zu legen und aus der SVP auszutreten. 

Darum geht es: Rolle mit kostenlosen Einweg-Einkaufstüten
ausPlastik an derKasse eines schwedischen Supermarktes.

Bloss: Wie viele Toblers gibt es wohl noch in einer Partei, die sich als die einzig echt schweizerische sieht, die Schuld immer bei allen anderen sucht und auch schon Linke auf Plakaten als Filzläuse und Ratten gezeigt hat? Tobler ist eben kein Einzelfall, sondern symptomatisch für eine Partei, die sich eine Menge auf ihren Grobianismus und ihre Verachtung von Intellektuellen einbildet. Und die ihr "Wir-Gefühl" aus Ausgrenzung und Feindbildern bezieht. 


Darum ist auch nicht davon auszugehen, dass Ueli Tobler der letzte Turbopatriot der Hosenseicher-Partei ist, der über die Kombination von grosser Klappe und kleinem Hirn stolpert. Aber mit seinem durchaus konkreten Aufruf zur Tötung von Einweg-Säckli-Gegnern hat sich Ueli Tobler das "Speibsackerl der Woche" mehr als redlich verdient. Ach ja: Ich empfehle den Song "Tubel Trophy" von Baby Jail. Einfach beim Hören den "Tubel" durch "Tobler" ersetzen, das trifft die Sache schon sehr gut.

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