Donnerstag, 7. Juni 2012

Auf grossem Fuss - Impressionen einer Testfahrt

Mountain Bikes mit übergrossen Rädern sind dieses Jahr im Verkauf der Renner - erst recht, wenn sie vollgefedert und aus Carbon daher kommen. Grund genug, so eine Feile über meine Heimtrails am Schauenberg zu jagen.

Als Rocky Mountain zur Präsentation des neuen "Element 29 RSL" in die Dolomiten lud, machte matschiger Schnee einen Strich durch die Testfahrten-Rechnung: Die kleinen Singletrails waren allesamt wegen Matsch nicht fahrbar, die verbleibenden Forst- und Feldwege erlaubten kaum Aufschluss in Sachen Handling.


Homecoming: Mein Rocky Mountain "Switch Ltd" vor dem Hauptsitz von Chris Sports.

Also war für mich klar: So bald der Schweizer Importeur solche Räder in der Zentrale verfügbar hat, werde ich mir eines ausleihen, um es über vertraute Pfade am und um den Schauenberg zu jagen. Gesagt, getan: Anfangs Juni brachte ich mein Switch Ltd zwecks Austausch der Lagerpunkte in Münchwilen bei Chris Sports vorbei - und nahm gleich ein "Element 970 RSL" in Empfang.

Ein Blick von vorne auf das grosse Laufrad des "Element 970 RSL".

Tags darauf nutzte sich eine Pause im Mistwetter, um meinen langjährigen Hausberg unter die Räder zu nehmen: Den Schauenberg. In der Anfahrt zeigte sich ein grosser Vorteil der sogenannten Twentyniner: Die Dinger sind Meilenfresser par excellence. Und weil Rocky Mountain dem Testbike nur zwei, dafür aber relativ kleine Kränze vorne verpasst hat, reichten die Gänge sogar an den steilsten Rampen.

Auf grossen Rädern - und leider ganz miesen Reifen.

Bereits im Anstieg zeigte vor allem der Hinterrad aber Schwächen: Kaum profiliert, stösst der Race-King von Continental sehr schnell an Grenzen - und dreht mangels Stollen auf Matsch durch. Doch es sollte noch ärger kommen: Derselbe Reifen ist bergab ein echter Risikofaktor. Weil er keine Schulterstollen aufweist, ist die Seitenführung schlicht unter aller Sau.

Von blockiert zu straff zu schluckfreudig: Per Daumen lässt sich das Fahrwerk einstellen.

Und weil die Wurzelpfade oben am Schauenberg vom Regen der Vortage getränkt waren, wurde der Rückweg statt zum puren Vergnügen zu einem Test der Reflexe mit zusammengekniffenen Arschbacken. In jedem der vier Abfahrts-Abschnitte legte ich um ein Haar einen derben Abflug hin, weil das Hinterrad ausbrach und ganz sicher nicht dorthin wollte, wo ich hin lenkte.

Nach getaner Arbeit: Mountain Bikes sind in ihrem natürlichen Habitat zu testen. 

So blieb am Ende ein zwiespältiger Eindruck: Auf Forst- und Feldwegen und im Flachen ist so ein Twentyniner eine ungemein effiziente Fahrmaschine. Aber sobald ich auf meinem eigenen Bike von Arbeit auf Vergnügen umstelle, sind die Stelzenräder für mich noch immer "fun killers". Auch wenn das "Element RSL" eines der wendigeren 29er-Fullies ist: Ich fühlte mich darauf bergab wegen der nicht einmal metrosexuell profilierten Kastraten-Reifen schlicht unwohl.

Zum Abschluss was fürs Auge: Panorama vom Schauenberg - nice!

Aber: Reifen sind schnell gewechselt, und ein Fachhändler, der diese Bezeichnung verdient hat, wird genau dies ohne Aufpreis und Murren machen. Mein Tipp: Den Canis von Onza Tires in 29x2.25 aufziehen. Ich fahr den Reifen auf meinem Tourenbike in 26 Zoll hinten und bin vollauf zufrieden. Den ab Werk verbauten Race-King würde ich dagegen als erstes von der Felge runter und in die Mülltonne befördern - der ist auf gut holländisch "racekak" und sollte so benannt werden.

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