Samstag, 6. August 2011

Evolution of the Hipster

Kaum eine Subkultur bekommt so verlässlich ihr Fett weg wie die Hipsters - jene bis zur Schmerzgrenze konformen, sich selbst als cool deklarierenden Nonkonformisten, die sich vor allem in urbanen Milieus breit machen.

Grundsätzlich ist das Hipster-Phänomen schwierig zu fassen, schliesslich ist Nonkonformismus offiziell eins der wichtigsten Prinzipien dieser meist urbanen Subkultur. Einige Anhaltspunkte im Sinne einer Abhak-Liste gibt es dennoch, weil der Zwang zum Nonkonformismus längst zu einem eigenartigen Stildiktat geführt hat, das für sich schon wieder an Konformismus grenzt (kennt man ja von den Punks, dieses Pänomen).


Das Hipster-Bingo gibt schon einmal eine Ahnung bezüglich einiger Hipster-Bausteine, als da wären: Eine obskure Vorliebe für enge, schlecht sitzende Röhrlijeans und offensichtlich hässliche Secondhand-Klamotten, für unförmige, möglichst grosse Sonnenbrillen (natürlich nicht von Designer-Labeln, sondern möglichst billig erstanden, da man sich ja dem Konsum verweigert, was einen aber nicht daran hindert, die eigene Coolness per iPhone zu dokumentieren und via Facebook oder Twitter weiter zu verbreiten), dämliche Opa-Hüte (im Hochsommer auch gerne eine dicke Wollmütze) oder möglichst prollige Trucker-Caps sowie für Converse Allstar-Schuhe in grellen Farben scheinen zum Hipster dazu zu gehören.


Auf der Hipster-Checkliste nicht fehlen dürfen auch eine Vorliebe für ein günstiges, dennoch nicht zu verbreitetes Bier (in den USA ist Papst Blue Ribbon angesagt, in Europa ist die Auswahl grösser, weil die Biermärkte national aufgesplittet sind - die Erzeugnisse von Grossbrauereien kommen aber schon mal nicht in Frage) und Fahrräder, die technisch im vorletzten, also im 19. Jahrhundert stehen geblieben sind - im Klartext Fixies, also Starrläufer ohne Bremsanlage oder Schaltung. Dies hat MC Spandex schon vor einiger Zeit zum Clip "Performance" motiviert, der längst zu einem Klassiker im Web geworden ist.



Nun ist ein Video aufgetaucht, das die Evoultion des Hipsters vom Höhlenmenschen über griechische Philosophen, Beatniks, Hippies und Yuppies überzeugend nachzeichnet. Angesichts der offensichtlichen Widersprüchlichkeit wird auch schnell klar, woher die blasierte Ironie kommt, die bei Hipsters zum Dauerzustand wird: Anders ist das eigene Verhalten zwischen Nonkonformismus, selbstdeklarierter Coolheit, Hedonismus und Vernarrtheit in Gimmicks wie iPhones wohl nicht auszuhalten.



Nicht unterschlagen werden soll hier auch ein wahrlich visionäres Werk, das bereits seit 4 Jahren auf YouTube zu sehen ist - was schon 2.8 Millionen Internet-Nutzer gemacht haben. Zurecht, denn dieser fiktive Wettkampf bringt viele Elemente des Hipster-Lifestyles exzellent auf den Punkt. Was schon wieder ironisch ist, weil Hipster Sport im allgemeinen als Ausdruck der konformen Leistungsgesellschaft verachten und als Nonkonformisten in Zeiten der Unterdrückung von Rauchern selbstverständlich zu Glimmstengeln greifen.


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