Mittwoch, 22. Juli 2009

Ein Königreich für eine Bazooka!

Nachdem ich innert 6 Tagen rund 2150km zwischen Lörrach und dem Mont Ventoux zurück gelegt habe, ists mal wieder Zeit für eine verkehrspolitische Breitseite.

Normalerweise fahre ich sehr selten Auto – den Ausweis habe ich, unfallfrei bin ich seit 17 Jahren auch (also seit Erlangen des Fahrausweises). Aber seien wir ehrlich: Wer in der Schweiz in einer Stadt wohnt und vornehmlich in Städten unterwegs ist, braucht keine spritschluckende Dreckschleuder, die in Stosszeiten keine individuelle Mobilität bringt, sondern zum eben nicht mehr rollenden Gefängnis wird.

So gehts noch gerade so: Nur die Hälfte der Spuren von Brummis verstellt...

Höchste Zeit für einige verkehrspolitische Grundsatzthesen.

I. Das Péage-System taugt.

Während in der Schweiz über die Autobahn-Vignette eine Pauschalabgabe erhoben wird (nota bene unabhängig von Emissionswerten) und somit Vielfahrer belohnt werden, gilt in der Grande Nation das Verursacher-Prinzip: Wer viel fährt, zahlt viel. Leider sind die Tarife noch nicht je nach Nutzungsfrequenz flexibel – und auch nicht nach Protzigkeit der Karre abgestuft (wobei der Transit sehr wohl mehr kostete als ein gewöhnlicher PKW). Auch wenn man zuerst leer schluckt, wenn man nach 330km Autobahn in einem Lieferwagen stolze 40 Euro abdrücken muss (reicht für zwei Vignetten): Genau so soll es sein! Operation heilsamer Schock.

Geht gar nicht, schon gar nicht bergan: Zweispurige Autobahn als Brummi-Abstellplatz.
Bild: stoehr24.de

II. Brummis gehören auf die rechte Spur!
Wenn ich jemals in irgendeinem Land dieser Erde Verkehrsminister werden sollte (alle Motor-Fetischisten sollten beten, dass dies nie der Fall sein wird), würde ich ein absolutes Überholverbot für Brummis auf zweispurigen Autobahnen erlassen. Von Video-Kameras lückenlos zu überwachen und bei Zuwiderhandlung mit einer Woche (Ersttäter) Ausweisentzug zu ahnden.
Denn damit die Herren Trucker flüssig voran kommen, verstellen sie dem Rest der Welt mit oftmals haarsträubend rücksichtslosen Manövern den Weg und zwingen zu Bremsmanövern und anschliessendem Wiederbeschleunigen. So nervig wie unökologisch. Ich hab mir einige Male eine Bazooka gewünscht in den vergangenen Tagen... Die ASTAG wird mich für dieses Statement nicht lieben, aber das ist mir Schnuppe. Von mir aus können alle Brummis auf den Mond geschossen werden. Saupack, Herrgottsakra!

III. Blinken ist kein Luxus
Nicht per Blinker angekündigte Spurwechsel sind in Frankreich schon fast die Normalität – und absolut gefährlich. Noch übler sind die hirnlosen Nullen, die nach links blinken, um dann auf die rechte Spur zu wechseln – oder umgekehrt. Eigentlich dachte ich bisher, dass dies gar nicht möglich ist, rein konstruktiv. Aber Dutzende von Franzosen haben mich eines Schlechteren belehrt.
Lustig auch der Fahrer eines Renault Twingo (alte Baureihe, abgewetztes Blau), der mit eingeschaltetem Warnblinker aus einer Raststätte auf die stark befahrene Autoroute du Soleil preschte und in der Folge stolze 60km mit Tempi bis zu 140 Sachen unterwegs war – neben sich einen komatös schlafenden Beifahrer. Ich habe den Fuss vom Gas genommen und diesem Chaoten auf Rädern einen gebührenden Vorsprung eingeräumt. Idioten, allesamt!

Karikatur: www.caradisiac.com

Das führt mich zur abschliessenden Frage: Werden französische Fahrausweise eigentlich in der Landeslotterie vergeben? Der Eindruck kommt nacch sechs Tagen jedenfalls auf. Muss mir auf jeden Fall mal die Statistik der Verkehrstoten angucken, Frankreich müsste europaweit ziemlich weit vorne liegen... und der Anteil der Autos mit Kollisionsspuren scheint die Beobachtung zu bestätigen, dass dieses Völkchen zwar viel vom Kochen und vom Geniessen des Lebens versteht, aber wenig vom verantwortungsbewussten Lenken von Autos.

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